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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 160

1849 - Münster : Coppenrath
160 37 Elephanten von Karthagena auf und überschritt den Ebro. In kurzer Zeit, aber nur nach einem äußerst blutigen Kampfe, unterwarf er sich das ganze zwischen diesem Flusse und dem Pyrenäengebirge gelegene Land und ließ zur Deckung desselben den Unterfeldherrn Hanno mit 11,000 Mann zurück. Er selbst überstieg mit 50,000 Fußgängern und 9000 Reitern die Pyre- näen und durchzog rasch das südliche Frankreich, über Ruscino, das heutige Russillon, Narbonne, Nismes (Nemausus). Gegen das Ende des Septembers kam er an die Rhone, über die er zwischen Orange und Avignon setzte. Hier kam es zu einem blutigen Vorpostengefechte. Der römische Cónsul Scipio, wel- cher auf seiner Fahrt nach Spanien zu derselben Zeit bei Mar- seille landete, und erst hier Kunde von dem Übergange seines Gegners über die Pyrenäen erhielt, war entschlossen, ihm hier den Weg zu verlegen und schickte eine Abtheilung Reiter aus, Erkundigung einzuziehen. Zu demselben Zwecke hatte auch Han- nibal eine Reiterschar abwärts geschickt, die bald mit der römi- schen in einem zwar kleinen aber blutigen Gefechte zusammentraf, wie zum Vorspiel der großen Kämpfe, die bald folgen sollten. Dem römischen Cónsul wich er listig aus. Er wandte sich nörd- lich längs der Rhone, ging dann über die Jsere (Zsara), welche in die Rhone fließt und langte, gestärkt durch die Bündnisse gal- lischer Fürsten, in der letzten Hälfte des Oktobers an dem Fuße der Alpen an. Hier aber schien die Natur der Gegend seinem Siegeszuge eine Grenze setzen zu wollen. Zn der Mitte zwischen Italien und Gallien ragt in furcht- barer Höhe das Alpengebirge, gleichsam als eine feste unüber- steigbare Mauer zwischen beiden Ländern aufgethürmt. Rings- umher starret alles von Eis und Schnee, zackige Felsenspitzen ra- gen bis in die Wolken hin. Hier war nicht Stadt nicht Dorf; kein gebahnter Weg führte über das entsetzliche Gebirge. Nur wilde Thiere schweiften umher und halbwerwilderte Menschen, die, erstarrt von Kälte, in elenden Hütten oder in Felsenschluch- ten ihr trauriges Leben zubrachten. Hierüber sollte nun zum erstenmal ein ganzes Heer setzen, Menschen, Pferde, Elephanten, Wagen und Gepäck, und das gerade in der rauhen Herbstzeit, wo Alles um so schrecklicher war, zumal für die Karthager, die aus dem heißen Afrika kamen. Betroffen stand das Heer vor

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 273

1849 - Münster : Coppenrath
273 über den Rhein zurück und zeigte so seinen vorher sehr furcht- samen Soldaten, daß nicht Marius allein die Barbaren besiegen könne. Für den folgenden Winter blieb er mit seinem Heere im Lande der Gallier stehen, die nun inne wurden, daß der Preis seines Beistandes ihre Knechtschaft sei. Deshalb vereinigten sich im Jahre 57 die Belgier, welche für das tapferste Volk zwischen dem Rhein und den Pyrenäen galten, zu einer allge- meinen Rüstung gegen das Vordringen der Römer. Allein Cä- sar wußte durch List die Gesammtkraft zu trennen und dann die Getrennten plötzlich zu überfallen und zu unterwerfen Mit vorleuchtendem Heldenmuthe kämpften die Rer vier, welche zwischen der Schelde und der Sambre wohnten; doch auch hier bewährte sich die Überlegenheit der römischen Kriegeskunst. Cä- sar überwinterte in Luca, wo auch die berühmte Zusammenkunft des Pompejus und Crassus stattfand, wurde aber bald durch neue Unruhen nach Gallien zurückgerufen. Hier hatten sich im Jahre 56 die geriet er in der heutigen Betragne und die übri- rigen Bewohner der nordwestlichen Küste empört. Allein auch sie wurden, besonders durch einen unerwarteten Angriff des Dec. Brutus von der See her, unterworfen, während die Aquita- ner im südwestlichen Gallien durch P. Crassus, einen Sohn des Triumvirs, unterjocht wurden. Hiemit war die Eroberung Gal- liens bis auf wenige Stämme an der belgischen Küste und am Fuße der Pyrenäen vollendet. Dagegen kamen neue Horden aus dem benachbarten Germanien, die Usipeter und Tenchterer, über den Niederrhein und fielen in Belgien ein. Cäsar jedoch besiegte sie im Jahre 55 durch Waffenkunst und treubrüchige Hinterlist, indem er vorher ihre zu ihm gekommenen Führer ver- haftet hatte, und trieb sie über den Rhein zurück. Er selbst setzte dann auf einer kunstvoll geschlagenen Brücke wahrscheinlich in der Nähe von Bonn über den Strom und fiel in Deutschland ein, kehrte aber doch schon nach achtzehn Tagen aus dem un- heimlichen Lande zurück. In demselben Jahre machte er auch einen Zug über das Meer nach Brittanien, weil auch von dort- her Gallien häufig beunruhigt wurde. Das südliche Küsten- gebiet wurde eben so schnell bewältigt alö geräumt. Im Jahre ‘) Divide et impera war ein alter Grundsatz der Römer. Weiter, Geschichte der Römer.

3. Geschichte des Mittelalters - S. 264

1872 - Münster : Coppenrath
r 264 mitten ans feiner Sieges bahn. Er hinterlie ein Shnchen von acht Monaten, das von der burgundifchen Partei sogleich als König Heinrich Vi. anerkannt wrbe. Knrz nach Heinrich V. starb auch der wahnfinnige König Karl Vi. Nun nannte sich der Dauphin König Karl Vii. und wollte durch die Gewalt ! der Waffen fein Throurecht geltend machen. Allein seine Macht war so geringe, da Die Pariser ihm den Spottnamen des kleinen Kniges von Bonrges" gaben, weil er sich in dieser Stadt aufhielt. Und um den Nest seiner Macht vllig zu vernichten, brachen die Englnder und Burgunder vereint auf und eroberten das ganze Land bis an die Loire. Dann schritten sie selbst zur Belagerung von Orleans, um sich einen Weg der die Loire in das sdliche Frankreich zu erffnen. Unter den Franzofen herrschte wegen der wiederholten Niederlagen die grte Muthlosigkeit. Viele Nthe verlieen in der grten Stille den Hof ihres Kniges Karl. Er selbst dachte schon daran, nach < dem entlegensten Sden Frankreichs zu flchten, wenn das hart- ' bedrngte Orleans den Feinben in die Htinbe siel. In biefem Augenblicke der Noth und Gefahr wrbe pltzlich der gesunkene Muth des Kniges und seines Volkes durch ein wunderbares Ereigni neu belebt und zu auerorbentlichen Thaten begeistert. Die Jungfrau von Orleans. Es war der erste Mrz des Jahres 1429, als eine Jungfrau in mnnlicher Kleidung, von zwei Knappen und vier Dienern begleitet, in des Kniges Palast erschien und sich als die Befreierin Frankreichs anknbete. Sie war die Tochter eines Lanbmanues ans dem ! Dorfe Domremy bei der Stadt Vauconlenrs in Lothringen, ihr | Name Johanna b'are. Sie hatte stets still und zurck-gezogen gelebt und sich durch einen frommen, gottergebenen Sinn ausgezeichnet. Unter den stillen Beschftigungen ihres | Stanbes war ihr jeboch das Unglck ihres Vaterlandes und ihres jungen liebenswrdigen Kniges nicht fremb geblieben. ! Denn aufmerksam hatte sie immer die Erzhlungen der Reifenden von der Frechheit der Englnder, von der Bedrckung ihrer j i

4. Geschichte des Mittelalters - S. 265

1872 - Münster : Coppenrath
I 265 Landsleute und von dem ihrem rechtmigen Könige zugefgten Unrechte mit angehrt. Alles dieses regte mchtig ihr ohnehin feuriges Gemth auf. Nirgends fand sie Ruhe mehr, Tag und Nacht beschftigte sie das Schicksal ihres Vaterlandes, Endlich glaubte sie, noch sei das Vaterland durch eines Weibes Arm zu retten. Sie bat und flehete inbrnstig zu Gott, und sah im Traume Gott selbst und die Schutzheiligen des Landes sie auf-muntern zu dem glorreichen Unternehmen. Voll Begeisterung ihres neuen Berufes wandte sie sich an Baudricourt, den Befehlshaber der benachbarten Stadt Vaueouleurs, und ward von ihm nach Chinon, unweit Orleans, der Residenz Karl's, gesendet. Und ohne Furcht trat sie hier vor den König und sprach in prophetischem Tone zu ihm: Wohledler Dauphin, ich bin Jo-Hanna, die Magd. Mir ist vom Himmel der Auftrag geworden, Eure Feinde von Orleans zu vertreiben und Euch nach Rheims zu führen. Dort werdet Ihr, nehmet Ihr meine Dienste an, die Krone von Frankreich empfangen, die Euch gebhrt." Obwohl sie nie vorher den König gesehen hatte, so soll sie ihn doch auf der Stelle aus den anwesenden Hofleuten herausgefunden und ihm Geheimnisse entdeckt haben, die auf natrliche Weise kein Mensch auer ihm wissen konnte. Auch soll sie ein in der St. Katharinenkirche zu Fierbois befindliches Schwert, welches seit vielen Jahren ganz in Vergessenheit gerathen war, genau beschrieben und dasselbe begehrt haben. Solche und hnliche Ge rchte verbreiteten sich unter dem Volke. Alle brannten vor Be-gierde, das Wundermdchen zu sehen, welches Gott sich zur Rettung Frankreichs auserkoren habe. Da erschien Johanna auf einem prachtvollen Streitrvsse, im Angesichte einer unge^ Heuren Volksmenge, von der sie mit lautem Zurufe begrt ward. Vor ihr her ward ein Banner getragen, auf dem man den Allmchtigen, von unzhligen Lilien umgeben, in Gestalt eines ehrwrdigen Greises, mit der Weltkugel in der Hand, erblickte. Sie erschien den Zuschauern als ein berirdisches Wesen. Alle wurden begeistert, Alle hielten sich fr unbesiegbar uuter der Fahne der Jungfrau, Alle griffen freudig zu den Waffen.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 267

1872 - Münster : Coppenrath
I 267 gerieth bald so auer Fassung, da schon nach neun Tagen j die Belagerung ausgehoben werden mute. Schon hatte die Jungfrau ihr erstes Versprechen erfllt. Jetzt verlie sie Orleans, um auch ihren zweiten Auftrag, die Krnung des Kniges zu Rheims, auszufhren. Sie begab sich nach Tours zum Könige, kniete vor ihm nieber und sprach:-Wohlebler Dauphin (benn so nannte sie ihn immer vor der Krnung), kommet nun und empfanget die heilige Salbung und Eure knigliche Krone zu Rheims!" Obwohl es ein schweres und gefhrliches Unternehmen war, bis nach Rheims zu brin-gen, indem alle auf dem Wege bahin liegertben Festungen in den Hnden der Englnder und Burgunder sich befanden, so beschlo Karl dennoch, der Vorhersagung seiner gottbegeisterten Befreierin zu folgen. Und wirklich ffneten alle Städte auf dem Wege nach Rheims bei dem Erscheinen der Jungfrau ihre Thore, alle Festungen thaten sich vor ihr auf, und die Krnung wurde ruhig vollzogen (1429). Whrenb der ganzen Feierlich-feit stand Johanna, die Fahne in der Hand, neben dem Könige. Nach Beendigung derselben warf sie sich ihm zu Fen, umfate seine Kniee und flehete mit Thrnen um Erlaubui, jetzt zu ihrer frheren Beschftigung zurck zu kehren; ihre Senbung sei nun erfllt. Allein die Englnber waren noch mchtig in Frankreich, hatten sogar noch die Stadt Paris im Besitze; und um keinen Preis wollte Karl die verlieren, welche ihm bisher so gute Dienste geleistet hatte. Auf sein dringendes Begehren willigte sie endlich ein, bei dem Heere zu bleiben. Allein seit dem Zuge nach Rheims war der Geist von ihr gewichen. Bei den Franzosen erlosch immer mehr die frhere Begeisterung, und die Feinde erholten sich nach und nach von ihrer Furcht und leisteten herzhaften Wiberstanb. Zwar verrichtete sie noch manche bewunberungswrbige Helbenthat, jeboch im Januar 1430 wurde sie bei einem Ausfalle aus der Stadt Compiegue von den belagernden Burgundern gefangen genommen und ge-gen ein hohes Lsegeld an die Englnber ausgeliefert. Diese,

6. Geschichte des Mittelalters - S. 268

1872 - Münster : Coppenrath
268 hocherfreut der den herrlichen Fang, schleppten die unglckliche Jungfrau mit sich fort nach Ronen an der Seine und warfen sie dort in einen tiefen Kerker. Mit Muth und Ergebung et" trug sie ein ganzes Jahr alle Leiden ihrer Gefangenschaft-Dann wurde sie als eine Zauberin, die mit den Geistern der Hlle im geheimen Bunde gestanden habe, dem Gerichte ber-geben. Unerschrocken beantwortete sie alle ihr vorgelegten Fra-gen und versicherte, sie habe Alles auf gttlichen Befehl gethatt. Gott selbst und die heilige Jungfrau feien ihr erschienet Darber wurden die Richter hchst erzrnt; sie erklrten ihre Aussage fr eine gotteslsterliche Lge und verurtheilteu ft* als Zauberin zum Feuertode. Am 30. Mai 1431 wurde das grausame Urtheil auf ffentlichem Markte zu Roueu au ihr vollzogen. Mit ungewhnlicher Fassung bestieg sie, kaum l9| Jahre alt, den Scheiterhaufen, von einem Geistlichen begleitet, der so gerhrt und so eifrig im Trsten und Beten war, da Johanna selbst ihn auf die geschehene Anznduug aufmerkfanl machen mute. Dann bat sie ihn, wenn er unten sei, ihr das Crucifix recht hoch zu halten. Langsam ward sie darauf zll Asche verbrannt, und diese in die Seine geworfen, damit a$ keine Spur von ihr zurck bleibe. Jedoch fhrte die Entfernung der Jungfrau das alte Was-senglck der Englnder nicht zurck. Selbst Philipp von W gund verlie die Partei der Englnder und verband sich mit Karl. Eine Stadt nach der anderen ging fr die Englands verloren. Zuletzt besaen sie in Frankreich nur noch Calais, welches sie bis in's sechzehnte Jahrhundert behaupteten. Mit Sehnsucht und Rhrung dachte man nun in Frankreich an den Tod der Jungfrau, welche die Rettung des Reiches so glorreich angefangen hatte. Der König hob ihre Familie in den Adel" stand, sie selbst ward fnf und zwanzig Jahre nach ihrer Hin-richtnng feierlich fr unschuldig erklrt. In dankbarer Erinne- ' rung an ihre Verdienste wrben ihr auf dem Markte zu j: leans und Ronen Bildsulen errichtet, die noch vorhanden sind, ' i

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 337

1861 - Münster : Coppenrath
337 bekümmert, wer vor oder hinter ihnen fiel, bis der Sieg rungen war. Bevor ein Jahr verging, war Frankreich ge- rettet, und fast alle Heere der Verbündeten auf dem Rückzuge. Auch das innere Frankreich wurde nach hartnäckigem Wider- stande endlich überwunden, und an den wehrlosen Bürgern Gräuel verübt, vor denen sich die Menschheit entsetzte. So- genannte „höllische Kolonnen", an deren Spitze Deputirte von Paris standen, durchzogen nach allen Richtungen das Land und sengten und brennten und mordeten ohne Unterschied des Alters und Geschlechts. „Wir lassen nichts hinter uns zurück, als Leichen und Asche!" — also klang ihr barbarischer Be- richt an die Tyrannen der Republik. Nach Lyon, der zweiten Hauptstadt des Landes, kam der Unmensch Collot d'herbois. Er hatte gegen diese Stadt noch einen besonderen Groll, weil er vor der Revolution hier einst als Schauspieler ausgepfiffen und genöthigt worden war, die Bühne zu verlassen. Der größte Theil der so blühenden und wohlhabenden Stadt ward zerstört, und so viele Einwohner auf das Blutgerüst geschleppt, daß endlich der Arm des Scharfrichters erschlaffte, daß selbst die Schneide der Guillotine sich abstumpfte. Nun ließ Collot d'herbois zwei bis dreihundert Schlachtopfer auf einmal vor die Mündung der Kanonen treiben und feuerte mit Kartät- schen unter sie. Die Rhone färbte sich roth vom Blute der Gemordeten; Leichengeruch erfüllte die Gegend umher. — Fast noch schrecklicher wüthete Carriere zu Nantes. Männer, Weiber und Kinder wurden zu Hunderten in Kähne geworfen, die mit Fallthüren versehen waren. Mitten auf der Loire wurden diese geöffnet, und die Unglücklichen in den Strom ge- stürzt. Ein gleiches Schreckensgericht erging über die unter- worfenen Städte Bordeaux, Marseille und Toulon. Die letztere hatte sich aus Angst den Engländern in die Arme geworfen, ward aber nach harter Belagerung erobert. Bei derselben zeichnete sich das erste Mal ein junger Offizier der Artillerie aus, Napoleon Bo-naparte, der bald nachher mit dem Glanze und dem Schrecken seines Namens die ganze Welt erfüllte. Weiter' s Weltgesch. Iii. 16. Nufl. 22

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 380

1861 - Münster : Coppenrath
380 einsah, daß seine Unterthanen ohne Handel zu Grunde gehen müßten, wollte lieber dem Throne entsagen, als sich langer der Tyrannei seines Bruders fügen; denn er war zu edel, um die Rolle eines Scheinköniges zu spielen, der weder Rechte ausüben, noch Schutz verleihen kann. Darum legte er am 1. Juli 1810 die Negierung zu Gunsten seines ältesten Soh- nes unter der Vormundschaft seiner Gemahlin nieder und rei- fete nach Grätz in Oesterreich, um dort als Privatmann zu leben. Napoleon aber nahm keine Rücksicht auf diese Abtre- tung. Er ernannte Ludwig's Sohn zum Großherzoge von Berg; Holland selbst aber wurde, weil das Land nur eine „Anschwemmung des Rhein, der Maas und der Schelde, dreier großer Adern des französischen Reiches," sei, diesem zur voll- kommenen Abrundung im Juli 1810 einverleibt. In demsel- den Jahre vereinigte er auch den nordwestlichen Theil von Deutschland, das ganze Großherzogthum Berg, ferner die Hanseestädte, diese ehrwürdigen Ueberreste der sonst so glor- reichen deutschen Städte-Freiheit, selbst die Länder des mit Rußland nahe verwandten Herzoges von Oldenburg, mit demselben, so daß die französische Grenze jetzt bis an die Ostsee reichte. Um diese Zeit, während der Jahre 1810 und 1811, stand Napoleon's Macht auf dem höchsten Gipfel. Frankreich, wel- ches früher 83 Departements mit 25 Millionen Menschen hatte, zählte jetzt 130 Departements mit 42 Millionen und erstreckte sich die Küsten des südlichen und westlichen Europas entlang von der Mündung der Elbe bis Triest und Corfu. Dieses ungeheuere Reich beherrschte Napoleon mit unum- schränkter Gewalt. Wie ein Abgott ward er von der fran- zösischen Nation verehrt. Alles beugte sich vor seinem Wil- len. Seine Gunst erhob Fürsten, wie sein Zorn andere ver- nichtete. Die Macht der übrigen Völker war zertrümmert; fast alle lähmte der Schrecken. Nur Englands Flagge wehte triumphirend auf allen Meeren; und Rußland begann end-

9. Geschichte des Mittelalters - S. 261

1861 - Münster : Coppenrath
261 Paris ermorden. Während dieser unseligen Streitigkeiten der Parteien im Innern griffen die Engländer das Reich an, schlu- gen das französische Heer völlig in der Schlacht bei Azincourt (1415) und eroberten das ganze nördliche Frankreich. Und als im Jahre 1419 der Herzog Johann von Burgund von der orleanschen Partei vor den Augen des Dauphin*) Karl vcr- rätherischer Meise wieder ermordet wurde; stieg die Wuth der Parteien auf's Höchste und entzweite selbst die königliche Fa- milie. Denn die Königin Isabella, eine bayerische Fürstin, welche zur burgundischen Partei gehörte, haßte ihren eigenen Sohn, den Dauphin Karl, weil dieser sich an die orleansche Partei geschlossen hatte. Sie ging in ihrer Rachsucht so weit, daß sie ihn selbst um die ihm gebührende Krone Frankreichs zu bringen suchte. Sie verband sich noch enger mit dem nach- gelassenen Sohne Johann's, dem Herzoge Philipp dem Gu- ten von Burgund. Beide schlossen mit dem damaligen Könige von England, Heinrich V., zu Troyes einen feierlichen Vertrag, in welchem festgesetzt wurde, daß Heinrich sich mit der Tochter der Isabella vermählen, und daß nach dem Tode des Königes die Krone auf sie übergehen sollte, mit Ausschluß des Dauphin, der, als mitschuldig an der Ermordung des Herzoges von Bur- gund, seiner Rechte auf die Krone für verlustig erklärt und aus dem Königreiche verbannt wurde. Um diesem Vertrage Kraft zu geben, erschien Heinrich V. mit einem großen Heere in Frankreich und bemächtigte sich eines Platzes nach dem andern. Doch bald rief ihn der Tod mitten aus seiner Siegesbahn. Er hinterließ ein Söhnchen von acht Monaten, das von der burgundischen Partei sogleich als König *) Dauphin ist der Titel, welchen der jedesmalige Kronprinz.von Frankreich führte. Der Name kommt von der Provinz Dauphine her, welche der kinderlose Hubert Ii., Dauphin von Viennois, dem Könige Philipp von Valois im Jahre 1349 abtrat, und zwar unter der Bedingung, daß die ältesten Söhne der Könige von Frankreich künftig Dauphins genannt werden sollten.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 263

1861 - Münster : Coppenrath
263 riges Gemüth auf. Nirgends fand sie Ruhe mehr, Tag und Nacht beschäftigte sie das Schicksal ihres Vaterlandes; endlich glaubte sie, noch fei das Vaterland durch eines Weibes Arm zu retten. Sie bat und flehete inbrünstig zu Gott und sah im Traume Gott selbst und die Schutzheiligen des Landes sie aufmuntern zu dem glorreichen Unternehmen. Voll Begeiste- rung ihres neuen Berufes wandte sie sich an Vaudricourt, den Befehlshaber der benachbarten Stadt Vauconlenrs, und ward von ihm nach Chinon, unweit Orleans, der Residenz Karl's, gesendet. Und ohne Furcht trat sie hier vor den König und sprach in prophetischem Tone zu ihm: „Wohledler Dau- phin, ich bin Johanna die Magd. Mir ist vom Himmel der Auftrag geworden, Eure Feinde von Orleans zu vertreiben und Euch nach Rheims zu führen. Dort werdet Ihr, nehmet Ihr meine Dienste an, die Krone von Frankreich empfangen, die Euch gebührt." Obwohl sie nie vorher den König gesehen hatte, so soll sie ihn doch auf der Stelle aus den anwesenden Hofleuten herausgefunden und ihm Geheimnisse entdeckt haben, die auf natürliche Weise kein Mensch außer ihm wissen konnte. Auch soll sie ein in der St. Katharinenkirche zu Ficrbois be- findliches Schwert, welches seit vielen Jahren ganz in Ver- gessenheit gerathen war, genau beschrieben und dasselbe begehrt haben. Solche und ähnliche Gerüchte verbreiteten sich unter das Volk. Alle brannten vor Begierde, das Wundermädchen zu sehen, welches Gott sich zur Rettung Frankreichs auserkoren habe. Da erschien Johanna auf einem prachtvollen Streitrosse, im Angesichte einer ungeheuren Volksmenge, von der sie mit lautem Zurufe begrüßt ward. Vor ihr her ward ein Banner getragen, auf dem man den Allmächtigen, von unzähligen Lilien umgeben, in Gestalt eines ehrwürdigen Greises, mit der Weltkugel in der Hand, erblickte. Sie erschien den Zuschauern al§ ein überirdisches Wesen. Alle wurden begeistert, Alle hielten sich für unbesiegbar unter der Fahne der Jungfrau, Alle griffen freudig zu den Waffen.
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